Bereits im Jahre 1992 wurde am Eduard-Maurer-Oberstufenzentrum die erste Lernfabrik mit einer flexiblen Fertigungszelle als Kernpunkt in Betrieb genommen. Sie bestand aus der Simulation einer vollständigen Produktionsstraße mit Lagerhaltung, spanabhebenden Bearbeitungsmaschinen, einer Qualitätskontrolle und vier Robotern, die für einen konstanten Produktionsfluss sorgten.
Nach über 30 Jahren reichlich angestaubt, moralisch verschlissen und technisch auf einem Stand, der einer modernen Ausbildung in keiner Weise gerecht wird, gaben die letzten noch brauchbaren Komponenten vor etwa 4 Jahren ihren Geist auf.
Seit Mai dieses Jahres rollte die neue Fertigungszelle in gewohnter Umgebung und wartet darauf, dass die letzten Vorbereitungen für den Einsatz in der Ausbildung von Technikerinnen und Technikern und Azubis der Mechatronik abgeschlossen sind. Technisch konzipiert nach dem Standard Industrie 4.0, der die intelligente Vernetzung von Produktionsprozessen der Industrie mit Hilfe von Informations- und Kommunikationstechnologien beschreibt.
Simuliert wird die Montage von Mobiltelefonen, die – ganz im Gegenteil zu ihren realen Kollegen – nicht auf dem Müll landen, sondern nach Durchlaufen des Produktionsprozesses weiterhin zur Verfügung stehen und zu einhundert Prozent wiederverwertet werden.
Die einzelnen Teile werden aus mehreren Magazinen der Produktion zugeführt, an einer Bohrstation bearbeitet, anschließend verpresst und wärmebehandelt. Dabei kann durch Fluss jedes einzelnen Teils während des Produktionsprozesses kontrolliert werden und gegebenenfalls individuelle Bearbeitungsschritte eingeschoben werden.
Kontrolliert und gesteuert wird die Anlage von einem Leitrechner, der Produktionsmengen und besondere Spezifikationen vorgeben kann. Wahlweise können aber auch Tablets zur Produktionskontrolle und zum manuellen Eingriff verwendet werden.
Der gesamte Prozess findet seinen Abschluss bei der Verpackung, die von einem kollaborativen Roboter übernommen wird. Kollaborative Roboter, so genannte Cobots, sind für die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine konzipiert und mit zahlreichen Sicherheitseinrichtungen versehen, die Kollisionen verhindern.
Alle Stationen der Lernfabrik existieren als digitaler Zwilling und können unabhängig von der realen Anlage auf den im Umfeld der Lernfabrik vorhandenen Computern simuliert und programmiert werden, so dass eine reibungslose Inbetriebnahme ohne technischen Schaden geübt und trainiert werden kann.